Wurzeln und Vorgehensweisen

Lebenskompass

Rituale

Jahreszeitenrituale

Der Kern von gemeinsamen Jahreskreisfesten ist die tiefe Anbindung des eigenen Lebens an den Rhythmus der Jahreszeiten. Es wird ein Raum geöffnet, in dem die eigene Lebensbewegung und die eigenen Anliegen in die Qualität der jeweiligen Jahreszeit hineingelegt werden. Durch das körperlich-emotionale Eintauchen in die heilsamen Seelenbilder wirken sie kraftvoll und inspirierend. Im schnelllebigen Alltag lassen sie dich bewusst neu ausrichten und verbinden.

Der Focus liegt aber nicht nur beim eigenen, persönlichen Prozess der Rückverbindung, sondern auch auf der spirituellen Naturerfahrung mit anderen Menschen. Gemeinschaftlich gestaltete Naturrituale liegen auf der Beziehungsebene zwischen uns Menschen. Gelebte Naturspiritualität ist immer gemeinschaftlich, weil gesundes Menschsein nur in Gemeinschaft gedeihen kann. Naturrituale öffnen gemeinsame Räume für Intuition, Vertrauen, Verbindung und für die Erfahrung Teil eines fließenden tanzenden Gewebes zu sein. Diese persönliche Erfahrung ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass sich eine gesellschaftliche Transformation vollziehen kann.

Die Rituale folgen in 8 Stadien dem Gang der Jahreszeiten durch das Jahr. Die Erde wechselt während eines Jahres acht Mal ihre Erscheinung. Alle 6 Wochen ist eine Wandlung in der Natur spürbar. Das Aussehen der Landschaft, das „Gesicht der Erde“ verändert sich. Und unser Menschleben ist in dieser Wandlung miteinbezogen/miteingewoben, sind wir doch Teil von ihr.

Wir folgen während der Reise im Jahreskreis einem modernen europäischen Lebens- und Medizinrad. Dieser Lebenskompass wurde von Ursula Seghezzi in langer Forschung unserer Mythen, Märchen und Bräuche formuliert.

Für die Darstellung der Jahreszeiten folgen wir einer älteren Einteilung, die wahrscheinlich schon von der vorkeltischen Urkultur Europas benutzt wurde.

Anfang Februar zeigt sich der Frühling. Die Tage werden länger, das Sonnenlicht stärker. Anfängergeist liegt in der Luft. Die ersten zarten Schneeglöckchen zeigen sich im Garten. Die aufsteigende Energiebewegung des Frühlings zeigt sich im zarten Grün der Pflanzenwelt, im verspielten, zaghaften Klang einzelner Vogelfreunde. Die Entfaltungsqualität des Frühlings nimmt Form an. Aber nicht stetig, sondern in Schüben. Fordert der Frühling doch zu Geduld und ein Gefühl für den rechten Augenblick.

Im Mai ist es Sommer geworden. Langsam schleicht er sich heran. Die Wärme wird zuverlässiger. Es beginnen die 3 hellsten Monate des Jahres. Die Feuerenergie der Sonne treibt an allen Ecken und Enden die Blüten und das Wachstum hervor. Im Garten ist alles prall und grün geworden und wir Hegen und Pflegen. Die erwachende Liebeskraft ist überall zu spüren. Nicht nur die Tierwelt ist voller Lust, auch uns ist zum Flirten zumute. Die Qualität des Sommers ist Ausdehnung. Die Natur ist vollgefüllt mit Leben und ergießt sich diesem hin. Verausgabung und Vielfalt führen uns zur maximalen Entfaltung.

Der August bringt die Herbstqualität. Die ersten kühlen Nächte melden sich an, die Tage werden wieder kürzer. Der Abendschatten kommt früher. Die Zeit des Wachstums und der Entfaltung ist vorbei. Die Natur beginnt sich hier und dort nach innen zu ziehen. Aber zuvor lässt sie ihre Samen, Früchte und Körner reifen. Die Herbstfülle bringt nochmal Arbeit, es Zeit fürs Ernten, Einmachen, Haltbarmachen.

Nach und nach wird die Energie in die Erde gezogen, sinkt in die Tiefe. Der Herbst bündelt das Wesentliche und führt sie nach unten und nach innen. Wie im Frühling, ereignet sich der Vorgang in Schüben. Dieser stoßenden Bewegung kann sich nichts entziehen. Es ist eine Bewegung der nach innen gerichteten Entfaltung.

Es ist November geworden. Der Winter greift langsam um sich. Die 3 dunkelsten Monate des Jahres beginnen. Es ist die hohe Zeit des Sterbens in der Natur, die Blätter fallen zu Boden, die Bäume ziehen ihre Säfte zurück. Der Bauch von Mutter Erde füllt sich mit allem, was herunterfällt. Die Erde ist schwanger, denn verborgen in der Tiefe sind die neuen Lebenskeime. Die Natur wird still. In der Landschaft liegt ein silberner Schleier, die Konturen verschwimmen. Alle Materie ist von der Erdoberfläche verschwunden. Die verdichtete Winterbewegung liegt im Verborgenen, im Geheimen. Durch Sinken und Ruhen reisen unsere Gedanken an einen Ort, wo Erinnerungen wohnen, und Wünsche geboren werden.